Tipps und Tricks


Max-Motorgehäuse restaurieren


von Rainer Mast

Wer seinen Maxmotor überholt, stellt sich sicherlich auch die Frage, wie die Alugußteile am besten wieder in einen optisch schönen Zustand versetzt werden können. Bei wenig verrotteten Motorgehäusen hilft oft das schweißtreibende Putzen mit Polierwatte (viel Spaß am Zylinderkopf). Bei stärker korrodierten Teilen kommen dann oft schon Drahtbürsten zum Einsatz oder man entschließt sich gleich zu einer Radikalkur und straht das Gehäuse (bzw.läßt strahlen). Das Problem, daß sich aus dem Strahlen ergibt, ist eine bis zu 20-fach vergrößerte Oberfläche, die gierig Schmutz und Ölrückstande aufsaugt, sofern man die gestrahlte Oberfläche nicht mit hitzebeständigen und transparenten Lacken versiegelt (welch Aufwand). Allein der Zusammenbau eines gestrahlten Motors ist ein Spaß für sich, will man die Oberfläche nicht gleich wieder beschädigen bzw. einsauen. Ich zumindest finde diese gestrahlte Oberfläche auch optisch nicht besonders ansprechend.

Auf der Suche nach einer anderen Möglichkeit den Maxmotor auch von außen in neuwertigen Zustand zu versetzen, habe ich mit Hilfe von Freunden vor 3 Jahren meinen Maxmotor mittels Gleitschlifftechnik optisch restauriert.

Was ist Gleitschleifen?

Ein Trog, der innen mit Gummi ausgeschlagen ist, wird ca. Zu 70 % mit aus Keramik hergestellten Chips (z.B. flache ca. 1x1 cm große oder auch zylindrische Formen sind möglich) gefüllt. Dieser Trog wird über einen Motor vereinfacht ausgedrückt in Vibrationen versetzt, so daß die Chips anfangen zu rotieren, gegeneinanderschlagen und sich dabei abnutzen. Den entstehenden Schleifschlamm entfernt man durch Zugabe von geringen Mengen an Wasser aus dem System. Gibt man nun zuvor glasperlgestrahlte Alu- oder auch Strahlteile in diesen Trog, so vollziehen diese Teile ebenfalls die o.a. Rotationsbewegung (bewegen sich also in der Keramikchipsmasse). Durch den "Gleitschliff", also das Bewegen in den vibrirenden Chips wird die gestrahlte Oberfläche wieder stark verdichtet, ohne das Material abgetragen wird (verbrauchen tun sich ja die Chips). Das Ergebnis ist eine stark verdichtete, sehr gleichmäßige Oberfläche, die je nach Bauart der Chips, Verweildauer in der Maschine, Menge an zugeführten Wasser und Qualität des gestrahlten Teiles (s.u.) von hellgrau-mattglänzend über silbrig-seidenmattglänzend bis vorpoliert reicht.

Derartige Maschinen (oft im großindustrieller Einsatz) werden z.B. bei der Werkzeugherstellung (Gabel-, Ringschlüssel etc.) oder auch in der Herstellung von chirugischen Besteck (Skalpelle etc.) eingesetzt.

Wie müssen die Teile für das Gleitschleifen vorbereitet werden?

Wichtig ist das Säubern der Motorteile, also das Entfernen von Öl und Schmier. Um ein optimales Ergebnis zu erziehen, sollten die Motorteile glasperlgestrahlt werden. Andere Strahlverfahren mit gröberen Strahlgut hinterlassen auch eine gröbere Oberfläche. Lagersitze oder Dichtflächen oder Gewinde werden nicht durch diese Technik verändert, nur vor dem Strahlen sollten sie natürlich abgeklebt werden. Längere und dünne Stehbolzen müssen entfernt werden, damit sie nicht verbiegen.

Sinnvoll ist es außerdem, alle Teile eines Motors auf einmal zu behandeln, damit alle Teile die gleiche Oberflächenstruktur bekommen.

Wovon ist die Oberflächenstruktur nach dem Gleitschleifen abhängig?

Neben den oben gesagten maschinenbedingten Faktoren ist die Qualität des Gußteiles entscheidend für die Qualität der angestrebten Oberfläche.

Bei stark korrodierten Aluteilen erreicht man so natürlich nicht das Ergebnis wie bei bisher nur schmudelig wirkendem Guß. Allerdings gibt es bei den Maxmotoren verschiedene Gußqualitäten (feine bis grobe) ab Werk (wie bei anderen Firmen auch). Also: Je besser die Oberfläche vor der Behandlung, desto besser ist das Ergebnis nach dem Gleitschleifen.

Warum soll man seinen Motor überhaupt so behandeln?

Bei stark korrodierten Aluteilen (Hühnerstallmotoren) ist Glasperlstrahlen oft die einzige Möglichkeit ein brauchbares Oberflächenfinisch zu erreichen mit der Problematik der stark vergrößerten Oberfläche, die meist schnell wieder unansehnlich wird. So habe ich völlig verrottete Alu-Ankerplatten einer BMW wieder zu neuem Leben erweckt (schruppen mit der Drahtbürste hat hier nicht mehr geholfen).

Die gleitschliffbehandelte Oberfläche sieht nicht nur gut aus (kommt neugegossenen Teilen recht nahe), sondern läßt sich sehr gut sauberhalten (bei meinem Maxmotor sieht die Oberfläche mach mittlerweile 3 Jahren immer noch aus wie unmittelbar nach der Behandlung).

Wo kann man soetwas machen lassen und was kostet es?

Wie schon oben angesprochen, werden viele Anlagen in großindustriellen Betrieben genutzt; zudem ist die Technik in Schrauberkreisen wenig bekannt, so daß das Gleitschleifen zu Restaurationszwecken kaum eingesetzt wurde.

Leider hat Martin das Gleitschleifen aus Altersgründen aufgegeben!

Wie sieht das Ergebnis aus?

So sehen nun Aluminiumteile von NSU Motoren nach dem Gleitschleifen aus. Oben ein Primärkettenkastendeckel einer OSL, unten der linke Motordeckel eines MAX Motors.

Die Oberfläche ist glatt und fest, sehr ähnlich der originalen Oberfläche. Sie läßt sich leicht reinigen und neigt viel weniger zum Verschmutzen als nur einfach glasperlgestrahlte Oberflächen.

Tiefe Kratzer und Dellen lassen sich natürlich damit nicht entfernen. Die müssen, sofern gewünscht, vorher herausgeschliffen werden.